Musik und Tanz als Geheimwaffe

Musik und Tanz als Geheimwaffe

Percussion-Instrumente waren und sind immer noch ein wichtiges Kommunikationsmittel in vielen Regionen Afrikas. Im Rahmen des transatlantischen Sklavenhandels (ca. 1500–1850) gelangten sie in die Amerikas und wurden dort auch zur Kommunikation eingesetzt. Durch sie konnten geheime Botschaften vermittelt werden, um Widerstandsaktionen zu organisieren.

Eine der zahlreichen Widerstandsbewegungen versklavter Menschen war der Stono-Aufstand von 1739 in der britischen Kolonie South Carolina. Er gilt als einer der ersten und wichtigsten im Gebiet der heutigen USA und wurde von Jemmy (oder Cato) aus Kongo/Angola angeführt. Die Rekrutierung von Mitstreiter*innen erfolgte unter anderem durch Trommelbotschaften, womit die versklavten Menschen zum Widerstand aufgerufen wurden. Der Aufstand wurde trotz seiner Reichweite niedergeschlagen und das Trommeln verboten. In den folgenden Jahren kam es zu weiteren Aufständen, wodurch die Kolonialverwaltung Gesetze verschärfte und teilweise Einfuhrstopps für versklavte Menschen verhängte.

Geheime Interaktion unter versklavten Menschen fand auch im Rahmen der brasilianischen Kampfkunst Capoeira statt. Von den Sklavenbesitzern wurde sie aber als Tanz verstanden und somit toleriert, obwohl in Wirklichkeit ein intensives Kampftraining ausgeübt wurde. Orientiert an der Kampfkunst Ngolo aus Zentralafrika und an Instrumenten wie dem hier ausgestellten Mbulumbumba-Musikbogen entstand in Brasilien die heute weltweit praktizierte Capoeira. 

Atopani-Trommel
Hersteller*in nicht dokumentiert
Togo, 19. Jh.
Holz, Leder, Sehne
Sammlung RJM Nr. 20004

Diese Trommel trägt den Namen atopani (auch atukpáni) und wird im südlichen Togo und angrenzenden Gebieten als Kommunikationsmedium verwendet. Ähnliche Trommeln existieren in vielen Gegenden Nord- und Südamerikas.
Diese Trommel wurde mit 239 weiteren Objekten von Eugen Court gesammelt und 1907 an das RJM geschenkt. Court war als Anwalt 1906 in der damaligen deutschen Kolonie Togo. Unter welchen Umständen er die Objekte erwarb, ist bisher unbekannt und bedarf einer weiteren Forschung.

 

Mbulumbumba-Musikbogen
Hersteller*in nicht dokumentiert
Angola, 20. Jh.
Holz, pflanzliche Faser, Kürbisschale
Sammlung RJM Nr. 39601

Dieser Musikbogen des Mbulumbumba-Typs aus dem südlichen Angola besteht aus einer pflanzlichen Saite, bespannt an einem biegsamen Saitenträger. Die kleine Kalebasse dient als Resonanzkörper. Zum Spielen benötigt man zusätzlich einen Stab, der gegen die bespannte Saite geschlagen wird. Die Bauart und das Bespielen dieses Bogens ähneln sehr stark denjenigen des Berimbaus, das wichtigste Instrument in Capoeira. 

Das Museum kaufte diesen Bogen von Prof. O. Jessen, der während einer Expedition in Angola 1931/32 diverse Objekte erwarb. 

Weiterführendes Material:

 

The British Museum ‚Teaching History in 100 Objects‘ → Talking Drum

→teachinghistory100

Dokumentarfilm über die angolanischen Einflüsse auf Capoeira:

→vimeo

Webseite zur historischen Forschung zur Capoeira:

capoeirahistory

 

 

Autor: Ricardo Márquez García, RJM

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