Tania Willard
The Protectors You Never Had, 2013
Privatsammlung, Köln
„Ich möchte mit den Bildern einen indigenen Torhütergeist vermitteln, der uns vor dem Trauma der Internatsschule bewahrt. Angesichts der Anhörungen der Truth and Reconciliation Committees und der Aussagen legendärer Spieler der National Hockey League wie Fred Saskamoose, die über körperlichen und sexuellen Missbrauch an den Schulen diskutierten, stellte ich mir vor, dass diese Torhütergeister Traurigkeit und Ungerechtigkeit abwehren könnten. An vielen Internatsschulen gab es Hockeyteams, und die Popularität des Hockeysports in den Gemeinden der First Nations und in den Reservaten ist nach wie vor ein Zeugnis dafür, dass die Kinder dem Ansturm der Unterdrückung durch den Hockey-Sport entkommen und feiern und stark sein konnten. Die Geschichte des indigenen Hockey ist eine Geschichte des Überlebens.“
Tania Willard
Tania Willard, Künstlerin, Kuratorin und Angehörige der Secwepemc Nation, bringt in ihrer Serie The Protectors You Never Had (2013) die kanadische Eishockeykultur mit der Erfahrung indigener Kinder in christlichen Internatsschulen zusammen. Willards „Torhütergeister“ verweisen auf den Mangel an Schutz und Vorbildern und die Rolle, die der Eishockeysport für die Kinder in den Internaten spielte. Der Teamsport bot Zugehörigkeit und Ausflucht aus einem streng reglementierten Alltag. In der Vorstellung der Künstlerin handelt es sich bei den Masken um Schutzschilde, die für die Unversehrtheit der Kinder einstehen und den heutigen Erwachsenen helfen, die Geister der traumatischen Vergangenheit abzuwehren.
Zwischen 1831 und 1996 wurden mehr als 130 Residential Schools in Kanada betrieben. Die Internatsschulen waren christliche Einrichtungen, die vom kanadischen Staat gefördert wurden und auf die Erziehung, Konvertierung und kulturellen Assimilation von Kindern der First Nations abzielten. Die Kinder wurden meist gewaltsam von ihren Familien getrennt, interniert und waren in den Einrichtungen Isolation, Misshandlung und sexuellem Missbrauch ausgesetzt. Die Spuren der traumatischen Vergangenheit zeichnen die Gemeinschaften der First Nations bis heute.
Tania Willard (geboren 1977 in Armstrong, British Kolumbia, Kanada) ist eine indigene, kanadische, multidisziplinäre Künstlerin, Grafikdesignerin und Kuratorin, die dafür bekannt ist, traditionelle indigene Kunstpraktiken mit zeitgenössischen Ideen zu verbinden. Willards laufendes Kooperationsprojekt BUSH Gallery ist eine konzeptuelle Galerie, die auf dem Wissen indigener Völker basiert. Willard ist Assistenzprofessorin an der UBC Okanagan in den Syilx-Territorien, und ihre aktuelle Forschung beschäftigt sich unter anderem mit ländlichen Kunstpraktiken.
→tania willard
Tania Willard
The Protectors You Never Had, 2013
Digitaldruck, Siebdruck | 20 x 24 cm
Privatsammlung, Köln