Compagnie GAKOEKOE

Compagnie GAKOEKOE

mit Gaëtan Noussouglo, Eustache Kamouna, Anani Gbeteglo, Roger Kodjo Atikpo, Marcel Djondo und Florisse Adjanohoun

Les Racontottes

Lomé (Togo), 2020

Die „Racontottes“ sind kleine Geschichten, die bei abendlichen Zusammenkünften am Feuer oder unter dem Palaverbaum erzählt werden. Die sechs Erzähler*innen, die lange Erfahrung in der Kunst des Geschichtenerzählens auf den afrikanischen und europäischen Bühnen haben, erwecken die Geschichte, die sich dreht, drunter und drüber, hin und her springt und die deutsche Invasion in Togo von 1884 aufgreift. Diese Geschichte überlagert ihre Münder und wird zu einer Aneinanderreihung von Kurzgeschichten und Witzen.

In diesen Geschichten nahm der Widerstand gegen die Deutschen viele Formen an: geistig, körperlich und moralisch. Sie wurden von den Erzählern aus den Familien übernommen, aber auch frei aus Geschichtsbüchern inspiriert. In der Inszenierung wurde eine Standaufnahme gewählt, um den Blick des weisen Mannes zu symbolisieren, der abseits sitzt und den „kleinen“ Menschen beim Debattieren beobachtet.

Die Geschichte der Ankunft der Deutschen in Togo beginnt mit einem Protektoratsvertrag, der mit einem den Togoles*innen unbekannten Dorf geschlossen wird. Dank dieses unterzeichneten Vertrages begann das Eindringen in das Gebiet, mit seinem Anteil an Bestrafung und Zwangsarbeit. „Togoland“ war geboren. Der Widerstand wurde mit den zur Verfügung stehenden Mitteln geleistet. Wie kann man die „Eindringlinge“ wirklich besiegen, die über Feuerwaffen verfügen, wie sie die lokale Bevölkerung noch nie gesehen hat? In diesen Erzählungen finden wir die humorvolle Seite der Situationen, eine amüsante und gleichzeitig tragische Darstellung des Koloniallebens und verstörende Parallelenzur offiziellen Geschichtsschreibung.

Die Theaterkompagnie Gakoekoe

1. Der Protektoratsvertrag und der Widerstand der Agotimé Batoumé

Erzählt von Gaëtan Noussouglo

Dauer: 06:44 Min.

„Es erschien einmal ein Boot voller weißer Menschen im Meer, zu der großen Verwunderung der lokalen Bevölkerung. Trotz ihrer weißen Haut trugen sie auch noch weiße Hüte auf dem Kopf!“

Über das Ankommen der Deutschen in Togo, über Sprache, Widerstand und Grausamkeit.

2. Die deutsche Kolonialisierung und der Widerstand der Vodu-Priesterin

Erzählt von Roger Kodjo Atikpo

Dauer: 07:06 Min.

Die Bremer verboten die Verehrung von solchen Göttern und zwangen Leute sich zum Christentum zu bekehren. (…) Der Pastor als auch die Teilnehmer*innen liefen aus der Kirche raus. Seit diesem Geschehnis kamen viele Gemeindemitglieder selten in die Kirche. Viele blieben lieber bei ihrer Tradition als sich zu bekehren.“

Über die Bremer Mission und ihre Schwierigkeiten, die Bevölkerung zur Bekehrung zu bringen, und wie das Furzen von Vodu-Priesterin Tassi Nonie die Christianisierung der Dorfbewohner*innen zum Scheitern brachte.

3. Die Entmystifizierung des deutschen Kolonisten

Erzählt von Marcel Djondo

Dauer: 09:26 Min.

„Wie sieht der Kot eines Weißen aus? Das ist, was die Menschen interessiert.“

Eine Geschichte über einen „riesigen fetten Deutschen“ und seinen Kot und darüber, wie die Dorfbewohner*innen keinen Komplex mehr gegenüber den Weißen hatten, nachdem sie den Kot gesehen hatten.

4. Der Widerstand der Konkomba und die abgeschnittenen Daumen

Erzählt von Gaëtan Noussouglo

Dauer: 08:36 Min.

„Wenn der Pfiff tönte, so schossen die Konkomba ihre Pfeile auf die Deutschen. Viele Deutsche wurden getroffen und starben.“

Eine Geschichte über die Konkomba-Kämpfer, deren Daumen von den deutschen Kolonialherren abgeschnitten wurden, damit sie nicht mehr ihren Pfeil und Bogen benutzen konnten und wie ihre Waffen in deutschen Museen landeten.

5. „Warum hält die Bahnlinie bei Blitta?“

Erzählt von Eustache Bowokabati Kamouna

Dauer: 05:13 Min.

„Die Deutschen versprechen, dass der Kaiser kommt, um Geschenke zu geben. Aber der Kaiser kommt nicht. Auf diesem Grund endeten die Bahnlinien in Blitta.“

Eine Geschichte über den Bau der Bahnlinie in Togo, die damit verbundene Zwangsarbeit und den daraus folgenden Widerstand.  

6. „Sterben im Widerstand ist keine Schande“

Erzählt von Anani Gbétéglo

Dauer: 04:45 Min.

„Wir lassen uns nicht vom Tod entmutigen. Egal ob der Weiße darauf besteht. Egal ob der Weiße weiter ermordet. Wir lassen uns nicht vom Tod entmutigen so schwer das auch sei.“

Eine Geschichte über Widerstand und Ermutigung.

Gaëtan Noussouglo (lebt und arbeitet in Lomé, Togo und Paris, Frankreich) ist ein togoischer Regisseur, Schauspieler, Performer und Geschichtenerzähler. Er hat an mehreren Festivals in Westafrika, Frankreich, den Niederlanden, Italien, der Schweiz und Südkorea teilgenommen. Seit 2003 arbeitet er in Frankreich mit der Cie Gakokoé, dem Théâtre de l’Unité und vielen anderen Kompanien zusammen. Er tritt in Museen in Europa auf und  war verantwortlich für die Programmgestaltung des FESTHEF von Assahoun und Direktor des Festival-Ateliers Filbleu in Togo. Im Jahr 2007 schuf er zudem die Webseite Togocultures.

Eustache Bowokabati Kamouna (geboren 1970 in Lomé, Togo) ist Geschichtenerzähler, Schauspieler und Musiker. Aus gewissen Quellen geht hervor, dass er mit einer Gitarre in der Hand und einem auf dem Bauch gezeichneten Musikschlüssel zur Welt gekommen wäre. Also beschloss er, eine professionelle Musikkarriere zu beginnen. Seine Musik stellt eine Art Brücke zwischen den musikalischen Genres dar, eine Mischung aus Reggae und Rhythm’n’Blues mit afrikanischen Instrumenten. Er nahm an mehreren internationalen Festivals teil. Im Jahr 2010 trat Kamouna der Company ZITIC von Béno Sanvee bei. Heute kann er 4 Alben vorweisen.

Anani Gbeteglo (geboren 1957 in Togo) ist Schlagzeuger. Er wird 1957 in Togo in eine Familie geboren, in der das Vodou-Ritual zum Alltag gehört. Die Rhythmen und Tänze der Vorfahr*innen begeistern ihn bereits als kleines Kind. Das Schlagzeug spielen bringt er sich selbst bei. Mit der Kompanie Zitic aus Béno Sanvee tourte er auf Erzählfestivals in der ganzen Welt. 1989 gewann er eine Goldmedaille beim ersten Jeux de la Francophonie in Marokko mit der Show Et la femme découvreit l’homme (Und die Frau entdeckte den Mann), choreographiert von dem togoischen Choreographen Ass Ayigah von der Kompanie Ayigafrik.

Roger Atikpo (geboren 1972 in Lomé, Togo / lebt und arbeitet in Togo, Frankreich und Belgien) ist ein togoischer Schauspieler und Stegharfen Spieler (Kora) und verfügt über eine internationale Karriere in der Welt des Geschichtenerzählens und Theaters. Er trat in Togo unter anderem mit ENAL und dem Atelier Théâtre de Lomé auf, bevor er seine eigene Kompanie Aktion Theatre  gründete. Sein Berufsleben als unabhängiger Künstler teilt sich nun zwischen Lomé (wo er sein Atelier eingerichtet hat), Frankreich und Belgien auf, wo er mit der Kompanie Jean Claude Berruti und der Kompanie Vladimir Steayert arbeitet, und Mali, wo er der Kompanie Act Seven von Adama Traoré zur Verfügung steht.

Marcel Kodjovi Djondo (geboren in Togo / lebt und arbeitet in Montbéliard, Frankreich) ist Schauspieler, Geschichtenerzähler und Regisseur. Er wurde in eine Familie von Vodou-Priestern und -Priesterinnen in Togo geboren und verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Benin. Als Kind liebte er es, den Geschichten der „Fa“-Weissagungen zuzuhören. Diese Leidenschaft für Worte führte ihn später dazu, Geschichtenerzähler und Schauspieler zu werden. Heute ist Marcel Djondo künstlerischer Leiter der Kompanie Gakokoé in Montbéliard in Frankreich. Er hat mit L’Illustre Famille Burattini, Michel Crespin und dem Théâtre de l’Unité zusammengearbeitet.

Florisse Adjanohoun (geboren 1971 in Cotonou, Benin) ist eine beninische Schauspielerin, Geschichtenerzählerin und Schriftstellerin. Sie hat an mehreren Shows in Afrika, Europa und den Vereinigten Staaten teilgenommen. Sie gewann mehrere Auszeichnungen und Preise: Prix SEM Patrice TALON beim ReCiCo 2019, Trophées Fitheb Auszeichnung 2018, Grand Prix Beste Schauspielerin Afrikas in Brazzaville 2013, CANAL + und UEMOA Preis für die beste weibliche Interpretation in Clap Ivoire (Elfenbeinküste) 2014 und 2012, der Preis für den besten Text 1999 in Karthago in Tunesien mit Atakoun.

Foto: © Fidèle Noussouglo

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