Medu Art Ensemble
Namibia. The Sun will Rise, 1981
Women Unite Against Apartheid, 1981
The People Shall Govern!, 1982
Don’t Entertain Apartheid — Support the Cultural Boycott!, 1982
The People Shall Defeat Aggression and Destabilisation, 1983
This Is Our Land [Soweto], 1984
The Art Institute of Chicago
“The act of creating art is not different from the act of building a bridge – it is the work of many hands.”
Thami Mnyele
Das Medu Art Ensemble war ein Zusammenschluss von südafrikanischen und internationalen Künstler*innen aus Bildender Kunst, Theater, Musik und Literatur, die sich als Reaktion auf die Rassentrennung und die Politik der Apartheid 1978 zusammenschlossen. Gegründet wurde die Gruppe von Serote und Thamsanqa (Thami) Mnyele. Sie gaben sich den Namen „Medu“, was in der Sepedi-Sprache „Wurzeln“ bedeutet, da sie aus dem Untergrund oder Exil heraus agierten. Viele der Medu-Mitglieder wurden politisch verfolgt.
Ihre Plakate, hauptsächlich Offset-Lithographien und Siebdrucke, waren leicht zu vervielfältigen und wurden zu tausenden in den Townships verteilt. Sie zeigen Protestaufrufe gegen soziale und wirtschaftliche Unterdrückung, richten sich gegen die Segregationspolitik des Apartheid-Regimes und kritisieren die Auswirkungen des Kolonialismus. Viele Motive rufen zur panafrikanischen Solidarität auf und fordern mehr Bildung und Kultur ein. Die Medu-Mitglieder verstanden ihrer Kunst als ein kollektives Handwerk, um politischen Widerstand zu leisten.
Medu Art Ensemble/ Thamsanqa (Thami) Mnyele
Namibia. The Sun will Rise, 1981
Reproduktion | 610 × 428mm | A2
The Art Institute of Chicago
Südafrika eroberte Namibia von Deutschland während des Ersten Weltkriegs und regierte das Land als Provinz von 1915 bis 1990. Unter dieser Besatzung wurden die Schwarzen Namibier*innen den Apartheidgesetzen unterworfen; ihnenwurden politische Rechte, wirtschaftliche Möglichkeiten und soziale Freiheiten verwehrt. Dieses Plakat wurde zur Unterstützung der South West African People’s Organization (SWAPO) erstellt, einer namibischen politischen Partei, die das Land 1990 in die Unabhängigkeit führte.
Medu Art Ensemble/ Thamsanqa (Thami) Mnyele, Michael Kahn, Tim Williams
Women Unite Against Apartheid, 1981
Reproduktion | 422 × 302mm | A2
The Art Institute of Chicago
Frauen spielten in Südafrika eine bedeutende Rolle im Anti-Apartheidskampf und das Medu Art Ensemble setzte sich zum Ziel den Kämpfen der Frauen eine stärkere Stimme zu verleihen. Eines der wichtigsten Ereignisse war der 9. August 1956, an dem zwanzigtausend Frauen aus ganz Südafrika zu den Gewerkschaftsgebäuden in der Hauptstadt Pretoria marschierten, um den Passgesetzen zu trotzen, die die Bewegungsfreiheit innerhalb des Landes für Schwarze Frauen (und ihre männlichen Kollegen) stark einschränkten, die aus irgendeinem Grund arbeiten oder reisen wollten. Bis heute hat dieser Protestmarsch große Bedeutung und wird landesweit als Frauentag gefeiert. Der Aktivismus der Frauen war jedoch auch immer international eigebettet wie dieses Plakat zeigt, das eine Hommage an den Internationalen Frauentag ist und eine Collage verschiedener Widerstandskämpferinnen aus unterschiedlichen Teilen der Welt darstellt.
Medu Art Ensemble/ Judy A. Seidman
The People Shall Govern!, 1982
Papier | Reproduktion | 428 × 610 mm | A2
The Art Institute of Chicago
Die fettgedruckten Slogans auf diesem Plakat zitieren aus der Freiheitscharta der South African Congress Alliance (Congress of the People). Dieses Dokument umriss die Kernprinzipien für die Schaffung einer gerechten Post-Apartheid-Gesellschaft. Das Foto wurde von Eli Weinberg, einem Fotografen,Mitglied der Kommunistischen Partei Südafrikas und Unterstützer der Anti-Apartheidbewegung, während der öffentlichen Versammlung aufgenommen, bei der die Charta 1955 formell ratifiziert wurde. Die Charta wurde vom ANC entworfen, indem fünfzigtausend Freiwillige in Townships entsandt wurden, um die Menschen darüber zu befragen, welche Veränderungen zur Verwirklichung einer solchen Gesellschaft notwendig wären. Sie fassten diese Tausende von Forderungen in 10 Schlüsselpunkten zusammen, allen voran „Das Volk soll regieren!“.
Medu Art Ensemble/ Judy A. Seidman
Don’t Entertain Apartheid — Support the Cultural Boycott!, 1982
Gaborone | Silkscreen | Reproduktion | 435 × 610 mm | A2
The Art Institute of Chicago
1968 verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen eine Resolution, die zur weltweiten Aussetzung des Kultur- und Bildungsaustauschs mit Institutionen zur Aufrechterhaltung der Apartheid aufrief. Die Vereinigten Staaten lehnten die Resolution ab, und amerikanische Unternehmen profitierten von der Ignorierung des Boykotts. Musiker wie die Beach Boys, Cher, Curtis Mayfield, Queen und Tina Turner verdienten Millionen mit Auftritten in Südafrika.
Im Vorfeld des Medu-Festivals für Kultur und Widerstand 1982 entwickelten die Medu-Mitglieder ein Plakat, um für den Kulturboykott als ein Schlüsselprinzip des Symposiums zu werben. Dieses Plakat antwortet auf die Aktionen der amerikanischen Soul-Sängerin Millie Jackson, die in Südafrika auftrat, obwohl eine Kunstorganisation des Schwarzen Bewusstseins sich dagegen aussprach.
Medu Art Ensemble/ Thamsanqa (Thami) Mnyele & Judy A. Seidman
The People Shall Defeat Aggression and Destabilisation, 1983
Papier | Reproduktion | A2
The Art Institute of Chicago
Medu Art Ensemble/ Thamsanqa (Thami) Mnyele, Michael Kahn, Gordon Metz
This Is Our Land [Soweto], 1984
Papier | Reproduktion | 450 × 580mm | A2
The Art Institute of Chicago
Diese Plakate wurden als Reaktion auf die Proteste konzipiert, die am 3. September 1984 in der südafrikanischen Region Vaal-Dreieck wegen der von lokalen Stadträten vorgeschlagenen Mieterhöhungen ausbrachen. Die Proteste entfachten Mietboykotte in überwiegend Schwarzen Townships wie Alexandria, Soweto und Tembisa. Durch die Einbehaltung der Miete weigerten sich die Protestierenden, ihre eigene Trennung von den Stadtzentren und ihren Abstieg in die kargen „Streichholzschachtel“-Häuser zu finanzieren, die ihnen vom Apartheidstaat auferlegt wurden. Das Plakat wurde von Medu als Vorlage kommerziell gedruckt, so dass die Namen bestimmter Townships im Siebdruckverfahren eingraviert werden konnten, wie beim „Soweto“-Plakat.