Kara Walker
(geboren 1969 in Stockton, CA, USA/ lebt und arbeitet in New York)
Foto: © Ari Marcopoulos
Die US-amerikanische Künstlerin erforscht mit ihren ikonischen, silhouettierten Figuren die Schnittmenge von Rassismus, Geschlecht und Sexualität. Walker entfesselt das traditionell viktorianische Medium des Scherenschnitts direkt an den Wänden der Galerie und schafft so einen theatralischen Raum, in dem ihre Papierfiguren Unzucht treiben und sich gegenseitig Gewalt antun. Mit einem Fuß im historischen Realismus der Sklaverei und dem anderen im fantastischen Raum des Liebesromans, verführen und verwickeln Walkers dystopische Fiktionen das Publikum gleichzeitig. Walker lebt derzeit in New York, wo sie an der Fakultät des MFA-Programms der Columbia University tätig ist.
→artnet.de
Kara Walker
8 Possible Beginnings or: The Creation of African-
America, a Moving Picture by Kara E. Walker, 2005
B/W video, audio | 15:57 minutes
Installation view, Kara Walker.
From Black and White to Living Color: The Collected Motion Pictures and
Accompanying Documents of Kara E. Walker, Artist.
Sprüth Magers, London, October 4 – December 21, 2019
© Kara Walker
Courtesy Sprüth Magers and Sikkema Jenkins & Co.
Photo: Stephen White, 2019
Kara Walker
Testimony: Narrative of a Negress Burdened by Good Intentions, 2004
B/W video, no audio | 08:49 minutes
Die US-amerikanische Künstlerin Walker ist insbesondere für ihre panoramaartigen Scherenschnitte bekannt. Was zunächst wie eine pittoreske Landschaft anmutet, offenbart sich bei näherem Hinsehen als eine Auseinandersetzung mit Sklaverei, Plantagenwirtschaft und Rassismus in Nordamerika.
Die Umrisse Schwarzer und weißer Körper, die in Walkers Film- und Videoarbeiten aufeinander treffen, sind vor allem durch rassifizierte und sexualisierte Körperstereotype gekennzeichnet. Die alptraumhafte Ästhetik der Videoarbeiten “Testimony” und “8 Possibilities Beginnings” fordern die Betrachter*innen heraus, Zeugenschaft von den verstörenden Ereignissen abzulegen, die sich tief in das kollektive Gedächtnis der afroamerikanischen Bevölkerung eingegraben haben. Durch die bildliche Entfesselung traumatischer Schwarzer Erfahrungen inszeniert Walker einen “Diskurs des Unaussprechlichen, der auf die schrecklichen Berichte über körperlichen, psychischen und sexuellen Missbrauch referiert, die von ehemaligen Sklaven unausgesprochen blieben (…).”
Indem Walker die Gewalt des Kolonialismus als Schattentheater reinszeniert, erschafft sie einen Raum, um die historischen Traumata durchzuarbeiten, ohne jedoch eine Lösung anbieten zu wollen.