Tshibumba Kanda Matulu
Porträt von Patrice Lumumba und rechts Lumumba mit Fahne, der nach seiner Rede die Demonstration in Leopoldville am 4. Januar 1959 anführt.
Die Rundtischkonferenz in Brüssel mit Kasavubu, Tshombe und Lumumba.
Nach seiner Verhaftung wird der gefangen genommene Lumumba den Menschen im König-Baudouin-Stadion gezeigt.
Lumumba wird nach Shaba gebracht, nachdem er von einem Flugzeug der Sabena misshandelt und mit Handschellen gefesselt wurde, wo ihn 3 Gendarmen ins Gefängnis bringen.
Der blutige Aufstand in Kisangani (Stanleyville) mit zahlreichen Opfern vor dem Denkmal von Lumumba.
Lumumba wird von Mobutu zum Nationalhelden erklärt.
Acryl auf Leinwand, 1973/74
Nationaal Museum van Wereldculturen, NL
Nirgendwo war vielleicht die Kolonialherrschaft der Europäer so brutal wie in dem von Belgiens Monarchen König Leopold II. beherrschten Kongo. Aktuellen Schätzungen von Historiker*innen zufolge starben unter dem brutalen Kolonialregime des Kongo-Freistaats (1885-1908) mehr als 10 Millionen Kongoles*innen, etwa die Hälfte der damaligen Bevölkerung. Nach großen internationalen Kampagnen gegen Leopold II wegen der grausaumen Bedingungen, unter denen der „Rote Kautschuk“ gewonnen wurde, wurde es ab 1908 eine belgische Kolonie. Als Ende der 50er Jahre der Druck auf die belgische Kolonialregierung immer größer wurde und die Massendemonstrationen nicht mehr zu stoppen waren, stellte sich Patrice Lumumba, ein vehementer Gegner der Kolonialherrschaft und einer der Gründer der Partei „Mouvement National Congolais Lumumba“ als Hoffnungsträger der Kongoles*innen heraus. Mit seiner Partei gewann er am 25. Mai 1960 die Parlamentswahlen und wurde zum ersten Premierminister des unabhängigen Kongo von Juni bis September 1960. Seine Ermordung, mit Hilfe von US-Geheimdienst und belgischer Regierung, gilt bis heute als eines der größten ungeklärten Kriminalfälle in der Geschichte des postkolonialen Afrikas. Patrice Lumumba wurde mit seinem Tode ein politischer Mythos und zur Ikone des Widerstandes.
Die Sichtweise des Volkes auf die bewegte Geschichte des Kongo in Bilder zu fassen, war das Ziel des aus der Demokratischen Republik Kongos stammenden Künstlers Tshibumba Kanda Matulu, der als einer der wichtigsten Vertreter der populären Malerei gilt. Als einer der Protagonisten der Bewegung widmete sich Tshibumba der Darstellung geschichtlicher und politischer Themen. In den 70er Jahren fertigte er eine Serie von 101 Gemälden, in denen er die kongolesische Geschichte aus der Sicht des Volkes sowie auch die Geschichte des Freiheitskämpfers Patrice Lumumba erzählte. Matulu verschwand im Jahre 1981 und gilt seitdem als nicht auffindbar.
Erklärung der Unabhängigkeit des Kongo
Originaltitel: Proclamation de l’Indépendence du Congo
Länge: 13:30 Min.
Am 30. Juni 1960 zur Feier der Unabhängigkeit hielt der belgischen König Baudoin eine herablassende Rede, in der er die angeblichen Wohltaten von König Leopold II lobte. Ohne dass es im Protokoll vorgesehen wäre, ergreift Lumumba, der neu gewählte Premierminister, das Wort und rechnet mit Belgien ab. Lumumbas Reaktion war ein flammendes Bekenntnis, in der er die ehemaligen Kolonialherren der gewalttätigen Unterdrückung beschuldigte und das koloniale System als Sklaverei beschreibt. Kongolesische und belgische Politiker*innen waren während der Feierlichkeiten ebenso anwesend wie diplomatische Vertreter*innen zahlreicher weiterer Staaten. 6 Monate nach dieser historischen Rede von Lumumba, mit der er große Hoffnung geweckt hatte, wurde der damalige Premierminister und Hoffnungsträger des jungen unabhängigen Landes am 17. Januar 1961 mit Hilfe von US-Geheimdienst und belgischer Regierung ermordet.
Tshibumba Kanda Matulu (geboren 1947 in Lubumbashi, Kongo verschollen 1981 in Zaire) war ein kongolesischer Maler. Der in Lubumbashi lebende Anthropologe Johannes Fabian (* 1937) unterstützte Kanda Matulu, so dass er es schaffte, sein Wissen über die Geschichte seines Landes und sein erzählerisches Talent für die Serie „101 Works“ zu nutzen. Tshibumba Kanda Matulu beleuchtet die turbulente Geschichte der Demokratischen Republik Kongo chronologisch und detailliert in einem relativ einfachen, fast cartoonartigen Stil, oft mit hinzugefügten, erklärenden Textzeilen. 2000 widmete das Tropenmuseum in Amsterdam Kanda Matulu eine Ausstellung, 2017 wurde die Serie „101 Works“ auf der documenta 14 gezeigt.