Luiza Prado de O. Martins
For Those Who Stand at Shorelines, 2019-2020
“Decolonization is not an individual choice; it demands collective, sustained, committed work. Let us feed these visions for a future of blue skies and open paths. Let us nourish each other with responsibility, care, affection, and patience.”
Luiza Prado de O Martins
Als Antwort auf die jahrhundertelang anhaltende koloniale Gewalt gegen die vielfältigen Gemeinschaften aus dem Amazonasgebiet erschafft hier die brasilianische Künstlerin Luiza Prado einen immersiven und diskursiven Raum für Praktiken des Zusammenkommens, des Nachdenkens und des Kümmerns. Das brasilianische Wort für Hängematte rede steht im übertragenen Sinne für Vernetzung. Der Titel „For Those Who Stand at Shorelines“ geht auf das Gedicht „A Litany of Survival” von Audre Lorde zurück, in dem die Afroamerikanische Dichterin den permanenten Kampf ums Überleben von marginalisierten und verwundbaren Gemeinschaften in Worte fasst.
Die Installation führt zwei Arbeiten Prados zusammen. Der GIF-Essay, der auf mehrere Hängematten projiziert ist, erforscht den Zusammenhang zwischen pflanzlicher Geburtenkontrolle und Dekolonisation und wie diese von den Gemeinschaften im Amazonasgebiet als Akt des Widerstands benutzt wurde. In den Petrischalen in der Mitte der Installation befinden sich einige der Samen dieser Pflanzen. Die Künstlerin verdeutlicht die Kontinuitäten kolonialer Gewalt, indem sie gleichzeitig in ihrem Essay eine Analyse der neofaschistischen Politik der aktuellen brasilianischen Regierung vornimmt, die systematisch Angriffe auf marginalisierte Gruppen verübt und deren Lebensgrundlagen zerstört. In ihrer Recherche legt sie offen, wie die Pandemie und das Missmanagement der Regierung den Druck auf die Gemeinschaften noch zusätzlich erhöhen.
Mit ihrer Arbeit schlägt Luiza Prado Gegenpraktiken vor – wie Vernetzung, Gemeinschaft und Solidarität – als Möglichkeit für die Überwindung von Trauma und zur Stärkung der Resilienz. Sie lädt die Besucher*innen ein, sich im Raum hinzulegen und nachzusinnen.
Luiza Prados (geboren 1985 in Rio de Janeiro, lebt und arbeitet in Berlin) poetischen Arbeiten liegt eine intensive künstlerisch-wissenschaftliche Recherche zugrunde. Sie beleuchtet darin die Zusammenhänge zwischen Umweltzerstörung, Kolonialgeschichte und der biopolitischen Kontrolle über rassifizierte Körper. Ihre Überlegungen verknüpft sie mit einer aktuellen Analyse der neofaschistischen Politik der brasilianischen Regierung. In ihrer Recherche legt sie offen, wie sich die Situation der indigenen Bevölkerung durch die Pandemie und die strategische Ignoranz der Machthabenden während der Pandemie verschärft hat. Die Überwindung von Trauma und der Aufbau von Resilienz erscheinen hier als radikaler Akt des dekolonialen Widerstands.
→luiza prado
Foto: © Luiza Prado de O. Martins
Installation: Luiza Prado de O. Martins
For Those Who Stand at Shorelines, 2019-2020
Mixed-Media