Omar Victor Diop
Projekt Diaspora, 2015
Galerie Magnin-A
“It started with me wanting to look at these historical black figures who did not fulfil the usual expectations of the African diaspora insofar as they were educated, stylish and confident, even if some of them were owned by white people and treated as the exotic other. I wanted to bring these rich historical characters into the current conversation about the African diaspora and contemporary issues around immigration, integration and acceptance.”
Omar Victor Diop
Der senegalesische Fotograf Omar Victor Diop versammelt in dem Fotoessay „Projekt Diaspora“ vergessene Persönlichkeiten der Black Diaspora, die zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert lebten. Diese inszenierten Studioportraits aus der 18-teiligen Reihe nehmen Bezug auf historische Darstellungen aus Europa und Asien. Die ausgewählten Personen erlangten als Diplomat, Denker, Künstler, Krieger und ehemalige Versklavte Ansehen. Ihre außergewöhnlichen Biografien verweisen auf wichtige Episoden des Schwarzen Widerstands, denen in der offiziellen Geschichtsschreibung noch zu wenig Beachtung geschenkt wurde.
Durch die eigenwilligen Referenzen auf die Fußballkultur transportiert Diop die Bedeutung der ikonischen Bilder in die Gegenwart. Er verweist damit auf die stereotype Darstellung Schwarzer Männer in den populären Medien, die mit einer „interessanten Mischung aus Ruhm, Heldenverehrung und Ausgrenzung“ (Diop) verbunden ist. Obwohl Diop auf den Fotos selbst zu sehen ist, handelt es sich nicht im traditionellen Sinne um Selbstportraits. Vielmehr macht sich der Künstler und Modefotograf vor seiner Linse selbst zum Objekt und behält gleichzeitig Kontrolle über die Darstellung –eine Handlungsmacht, die den Personen im historischen Kontext nur eingeschränkt zustand.
Projekt Diaspora, 2015, Fotodruck auf Alu-Dibond, [von links nach rechts]
Olaudah Equiano
Oloudah Equiano (1745–1797), zu Lebzeiten bekannt als Gustavus Vassa, war ein befreiter Sklave, der die britische Bewegung zur Beendigung des Sklavenhandels unterstützte. Seine Autobiografie „The Interesting Narrative of the Life of Olaudah Equiano; or, Gustavus Vassa, the African, Written by Himself (1789), in der er über sein Leben in Sklaverei schrieb, erregte große Aufmerksamkeit und galt als sehr einflussreich für die Verabschiedung des Sklavenhandelsgesetzes 1807, das den Afrikahandel für Großbritannien und seine Kolonien beendete.
Jean-Baptiste Belley
Jean-Baptiste Belley (1746–1805) stammte aus dem Senegal, wurde auf der Insel Gorée geboren und war ein Versklavter aus Saint-Domingue (heute Haiti), der sich mit seinen Ersparnissen freikaufte. Während der Französischen Revolution wurde er Mitglied des Nationalkonvents und des Rates der Fünfhundert von Frankreich und damit einer der ersten Männer afrikanischer Abstammung, der in der neuen französischen Republik ein nationales Wahlamt bekleidete. Dort setzte er sich für die Abschaffung der Sklaverei ein.
Ayuba Suleiman Diallo
Ayuba Suleiman Diallo (1701–73), auch bekannt als Hiob ben Solomon, war ein muslimisches Opfer des transatlantischen Sklavenhandels. Diallo wurde in Bundu im heutigen Senegal geboren, und seine veröffentlichten Memoiren waren einer der frühesten Berichte aus erster Hand über den Sklavenhandel. Er wurde etwa zwei Jahre lang in Maryland versklavt und dann nach England gebracht, freigelassen und 1734 in sein Heimatland geschickt.
Dom Nicolau
Dom Nicolau (ca. 1830–60), Prinz von Kongo, war vielleicht der früheste afrikanische Führer, der öffentlich schrieb, um gegen koloniale Einflüsse zu protestieren. Nicolau protestierte gegen die portugiesischen kommerziellen und politischen Aktivitäten und die militärische Expansion, indem er einen Brief in einer Lissaboner Zeitung veröffentlichte.
Pedro Camejo
Pedro Camejo (1790–1821) war Opfer des transatlantischen Sklavenhandels. Er kämpfte als Kavallerieoberleutnant in der Befreiungsarmee im venezolanischen Befreiungskrieg. Dort bekam er den Spitznamen „El Negro Primero“, da er der einzige Schwarze Offizier in der Armee von Simon Bolívar war. Aufgestiegen vom Versklavten zum Kavallerieoffizier ist Pedro Camejo ein Symbol der Aufstiegschancen und die Identifikationsfigur für die vielen Schwarzen, die in den Reihen der Patrioten im Befreiungskrieg in Venezuela für ihre eigene Freiheit und die der Kolonie kämpften.
Malick Ambar
Malick Ambar (1548–1626) war ein in Harar geborener Äthiopier, der als Kind von seinen Eltern aufgrund von Armut verkauft und nach Indien gebracht wurde. Er stieg schließlich zu einem sehr respektierten Premierminister des Ahmednagar-Sultanats auf und bewies seinen administrativen Scharfsinn in verschiedenen Bereichen.
Omar Victor Diop (geboren 1980 in Dakar, Senegal/ lebt und arbeitet in Paris, Frankreich) ist Fotograf mit einem persönlichen Schwerpunkt für die Verbindung von Fotografie und Design, um die Vielfalt der modernen afrikanischen Gesellschaften und Lebensstile einzufangen. Sein Gesamtwerk umfasst Kunst- und Modefotografien sowie Werbefotografien. Er liebt es, seine Fotografien mit anderen Kunstformen wie Kostümdesign, Styling und kreativem Schreiben zu vermischen. Seine Werke sind kontrovers und faszinierend, prospektiv und orientieren sich an historischen Bildtraditionen sowie an seinem afrikanischen visuellen Erbe.
→omar viktor
Omar Victor Diop
Ayuba Suleiman Diallo, 2015
Aus der Serie: Project Diaspora
Pigment inkjet photography | 120 x 80 cm
Courtesy: Galerie Magnin-A
Omar Victor Diop
Dom Nicolau, 2015
Aus der Serie: Project Diaspora
Pigment inkjet photography | 120 x 80 cm
Courtesy: Galerie Magnin-A
Omar Victor Diop
Malick Ambar, 2015
Aus der Serie: Project Diaspora
Pigment inkjet photography | 120 x 80 cm
Courtesy: Galerie Magnin-A
Omar Victor Diop
Olaudah Equiano, 2015
Aus der Serie: Project Diaspora
Pigment inkjet photography | 120 x 80 cm
Courtesy: Galerie Magnin-A
Omar Victor Diop
Pedro Camejo, 2015
Aus der Serie: Project Diaspora
Pigment inkjet photography | 120 x 80 cm
Courtesy: Galerie Magnin-A